Das Reifen- und Fahrzeugthema im winterlichen Schweden

Von den etwa 5000 gefahrenen Kilometern auf der Norrlandtour, sind wir etwa 1200km unter winterlichen, teils extremen, Bedingungen in Schweden unterwegs gewesen. Der restliche Teil bestand entweder aus regennasser oder, eher selten, trockener Fahrbahn.

Nokian WR D4: Guter Partner auch unter erschwerten Bedingungen

Wir hatten für unsere Norrland Wintertour den WR D4 Winterreifen des Herstellers Nokian Tyres auf unserem 4×4 Yeti montiert, welcher sich bereits in Deutschland, sowohl unter winterlichen Bedingungen, als auch auf nasser und trockener Fahrbahn, bestens bewährte.

Unser Fahrzeug mit dem Nokian Tyres WR D4 im winterlichen Schweden

Der Nokian WR D4 ist auch im Gespannbetrieb ein zuverlässiger Reifen.

Obwohl der Nokian WR D4 Winterreifen für die Bedingungen in Mitteleuropa entwickelt wurde, enttäuschte mich dieser Reifen auch auf der Norrlandtour nicht, auch wenn ich mir auf dem einen oder anderen Wegstück den Nokian Hakkapeliitta gewünscht hätte. Denn der Nokian Hakkapeliitta verfügt über einen weicheren Materialmix und ist sogar auch mit Spikes verfügbar. Der Nokian Hakkapeliitta ist speziell für die nordischen Länder konzipiert und im mitteleuropäischen Gebiet wenig sinnvoll.

Anmerkung zu Spikereifen

In Skandinavien sind, im Gegensatz zu Deutschland, Spikereifen erlaubt. Diese Freigabe ist auch sinnvoll, weil in den skandinavischen Ländern nicht gestreut wird und die Straßen vereisen können. Darüber hinaus werden in Skandinavien spezielle Reifenmischungen angeboten, die weicher sind, als jene für Mitteleuropa.

Vorsicht bei der Verwendung von Spikereifen im Gespannbetrieb: Sowohl Zugfahrzeug, als auch Anhänger müssen mit Spikereifen ausgestattet sein!

E45 in Schweden mit Skoda Yeti bei geschlossener Schneedecke

Bei geschlossener Schneedecke den Berg mit dem Gespann hoch.

Vereiste Straßen

In Schweden wird nicht gestreut und trotz des ständigen Einsatzes der Räumfahrzeuge, bildet sich nach und nach eine hochverdichtete Schneedecke, die im Laufe der Zeit vereist.

Diese Eisdecken sind alles andere als eben und haben zahlreiche Furchen, die das Gespannfahren zur Herausforderung werden lassen. Denn der Wohnanhänger bildet eine lebhafte Eigendynamik, weil dieser eine andere Spurweite als das Zugfahrzeug hat.

E45 in Schweden bei extremen winterlichen Bedingungen

Die 140km zwischen Sveg und Mora galt es bei heftigem Schneetreiben zu überstehen.

Frischer Schnee auf Eisdecke

Als wir an den Tagen 6 und 12 unserer Tour während des Schneefalls auf der E45 unterwegs waren, hatten wir hauptsächlich mit losem Schnee zu kämpfen, der das Fahren mit dem Gespann wirklich schwierig machte. Denn die Lamellen des Reifens setzten sich mit Schnee zu die durch diesen Umstand kaum noch Haftung aufbauen konnten !  Mit etwas Vorsicht war das fahren dennoch möglich und daher wir konnten wir selbst diese schwierige Etappe zu Ende fahren.

Winterreifen für den Wohnwagen

Winterreifenpflicht besteht für Anhänger in Schweden bis Ende März

Winterreifenpflicht für Anhänger

In Schweden besteht für Anhänger bis Ende März, wie für PKWs auch, eine Winterreifenpflicht. Denn beim Bremsen auf Schnee würde ein Anhänger mit Sommerreifen zu sehr rutschen und das Gewicht auf das Zugfahrzeug übertragen. Außerdem könnte der Anhänger, im Falle einer starken Verzögerung, ausbrechen. Winterreifen für Anhänger sind daher berechtigt.

Das Fahren mit dem Wohnwagengespann im winterlichen Schweden war insgesamt, bis auf drei Ausnahmen, wenig Spektakulär und sollte geübten Gespannfahrern keine Probleme bereiten.

Eingeschneites Wohnwagengespann in Östersund

Wer in einer solchen Situation nicht hilflos sein möchte, sollte gut vorbereitet sein.

Die Tour vorbereiten

Die Vorbereitungen der Fahrzeuge haben sich auf der Tour bewährt, aber zwei Punkten würde ich bei zukünftigen Fahrten im Winter mehr Beachtung schenken. Dies wäre zum einen dem Frostschutz im Kühlwasser, der bei unserem Fahrzeug bis -22°C reichte und teilweise bis zur Grenze ausgereizt wurde.

Bei -22°C startete der Motor des Yeti nur widerwillig, aber er startete.

Zum anderen dem Tauwasser, dass am Abend fror und zum Beispiel die Eingangstür des Anhängers blockierte!
Und dann wäre noch der Kühlschrank zu erwähnen, der ab etwa -14°C seinen Dienst einstellte, aber am nächsten Tag wieder klaglos funktionierte.

Vereiste Eingangstür beim Wohnwagen

Tauwasser das am Abend wieder friert, kann Türen und Klappen blockieren.

Fazit

Zusammenfassend kann ich berichten, dass das Ziehen eines Wohnwagens im winterlichen Skandinavien durchaus mit einem für Mitteleuropa ausgerüsteten Fahrzeug möglich ist und kein spezielles Expeditionsfahrzeug benötigt wird – auch wenn ich einige davon auf den Campingplätzen entdeckt habe ;-)
Gute und neuwertige Winterreifen sind ein absolutes Muss und Allradantrieb ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsplus. Neuwertige Reifen werden wegen der Profiltiefe und Geschmeidigkeit benötigt, denn Reifen “härten” mit der Zeit aus und verlieren dadurch ihre guten Kälteeigenschaften.

Würde ich die Tour noch einmal machen?

Ich würde, nein, ich werde es wieder machen. Vielleicht ;-)

Wohnwagenheck unter Schneedecke

Oh je, das Heckfenster ist ja weg.

Zusammenfassung der Vorbereitungen und Erfahrungen

Zugfahrzeug (Empfehlungen für den gemäßigten Winterbetrieb bis -25°C)

-Neuwertige Winterreifen
-Allrad empfehlenswert
-Frostschutz bis -40°C
-Scheibenabdeckung
-Besen
-Evtl. Oelviskosität überdenken
-Scheibenfrostschutz bis -20°C (ab -5°C kaum noch praktikabel)
-Türgummis gegen das Festfrieren mit geeigneten Mitteln einschmieren
-Handbremse nicht anziehen (friert ein)
-Überbrückungskabel ins Auto legen
-Klappspaten

Wohnwagen

-Winterreifen
-Frontcover zur Isolation und zum Schutz
-Gummis gegen das Festfrieren mit geeigneten Mitteln einschmieren
-Besen
-Leiter
-Dach grundsätzlich von Schnee befreien
-Handbremse nicht anziehen
-Gut lüften
-Gasverbrauch dank elektischer Heizung sehr gering