Mit dem Wohnwagen ins winterliche Lappland.
Zweite Teil zur Reiseberichterstattung “Norrland”.

Link zu Teil 1

Bericht enthält externe Links.

Tag 7 bis 9

Holzhäuser in Vilhelmina

Wir blieben also für einige Tage auf dem Campingplatz in Dorotea und unternahmen Ausflüge nach Strömsund und Vilhelmina. Vilhelmina gefiel uns besonders gut, leider hatte das Samimuseum im Winter geschlossen. Im oberen Teil der Stadt stehen zahlreiche alte und liebevoll gepflegte Holzhäuser, die schön anzusehen sind.

Ein See zwischen Vilhelmina und Dorotea

In Schweden gibt es unzählige Seen, die zu dieser Zeit jedoch zugefroren und obendrein mit Schnee bedeckt waren. Ich würde die Landschaft im Sommer wohl nicht wiedererkennen.
Imposant war die schiere Masse an Schnee, die über ein riesiges Gebiet verteilt vorzufinden war. Dazu gesellte sich eine Menschenleere, wie ich sie als Ruhrpottler nicht kenne.

Tag 9

Das Bild entstand auf einem morgentlichen Spaziergang durch Dorotea.

In der Nacht zuvor fielen die Temperaturen auf -21°C, entsprechend kalt war es noch am nächten Morgen. Das Thermometer des Yetis zeige um 9:00 Uhr immer noch -21°C, daher startete der Motor nur widerwillig.

Wir besuchten das Polarwerk und packten anschließend unsere Sachen, um Dorotea in Richtung Sveg zu verlassen.

Stellar noch schnell ausgraben und ab in den Süden.

Die Wettervorhersage verhieß nichts gutes und so beschlossen wir so viel Kilometer zu fahren, wie es an diesem restlichen Tag noch im Hellen möglich war. Obwohl die Straßen frei von Schnee und weitestgehend auch frei von Eis waren, mussten wir dennoch in die Dämmerung hineinfahren, um Sveg zu erreichen.

Die Herde stand zuvor auf der Straße,  aber wir machten Ihnen pädagogisch wertvoll klar, dass es besser für sie wäre, wenn sie die Straße verlassen würden. Den Elch liefere ich später nach.

Und dieses Mal wurden wir auf der Fahrt gleich zweimal in unserer Entscheidung bestätigt, nicht in der Nacht zu fahren. Denn zwischen Östersund und Sveg stand plötzlich eine kleine Gruppe von Rentieren auf der Fahrbahn, die nicht ohne weiteres das Feld räumen wollten.
Einige Kilometer später vernahm ich am linken Waldrand einen sehr großen Schatten, der mir höchst seltsam vorkam. Und ja, es war ein Elch, der gerade im Begriff war auf die Fahrbahn zu laufen. Das tat das Prachtstück dann auch und lief vor unserem Gespann ein kleines Stück die Straße hinunter, um dann rechts in den Wald abzubiegen. Wow, ein richtig großer Elch im Lichtkegel des Yetis.

Tag 10

Die Wettervorhersage prognostizierte ab Mitternacht Schneefall bei -7°C in Sveg und Umgebung. Wir waren daher gefasst, als wir morgens aus dem Fenster der Stellar sahen und einmal mehr frischen Schnee genießen durften.

Die Stellar wirbelt den losen Schnee auf.

Wir tankten und machten uns dennoch mit gemischten Gefühlen auf dem Weg Richtung Karlstad.
Das erste Teilstück bis Mora war lediglich 140km lang, aber jeder Einzelne Kilometer davon war die Hölle. Auf der gesamten Strecke haben wir kein einziges Räumfahrzeug angetroffen, entsprechend schlimm waren die Zustände auf der Strecke. Der Schnee reichte zum Teil bis zur Unterkante der Stoßstange des Yetis, den ich konzentriert auf Kurs halten musste.

Die 140km zwischen Sveg und Mora galt es bei heftigem Schneetreiben zu überstehen.

Das Fatale an dieser Situation war der Neuschnee in Kombination mit dem darunter liegenden Eis.
Der Schnee verstopfte die Lamellen der Reifen, der wiederum keinen Halt auf dem rutschigen Untergrund fand. Die Situation hätten Reifen und Yeti durchaus souverän gemeistert, aber mit 1250kg am Haken sah das leider anders aus.
Der Wohni schob und drückte den Yeti immer wieder aus der Bahn, an steilen Bergstücken, egal ob bergauf oder bergab, trieb das Eigenleben des Gespanns meinen Puls in nicht mehr gewohnte Regionen.
Wir waren kurz davor die Fahrt abzubrechen, aber meine innere Stimme sagte mir, dass die Verhältnisse ab Mora besser würden und ich in dieser Situation nur ruhig bleiben müsse. Und so kam es dann auch.

100km vor Karlstad waren die Bedingungen wieder normal.

Ab Mora lief es deutlich besser, wenn auch nicht optimal. Etwa 100km vor Karlstad normalisierten sich die Straßenbedingungen wieder und auch die Temperaturen stiegen in Richtung Plusgrade.

Auf dem Campingplatz in Karlstad angekommen, sah ich Yeti und Stellar zum ersten mal nach 8 Tagen wieder eisfrei.
Leider war die Rezeption des Campingplatzes an diesem Tag nicht besetzt, daher bekamen wir keinen Zugang und mussten die Nacht auf dem Parkplatz vor der Schranke verbringen.

Tag 11

Dank des Autakpakets der Stellar konnten wir, trotz “wilden Stehens”, eine warme Nacht mit Licht und Musik in der Stellar verbringen.
Gut ausgeschlafen verließen wir Karlstad in Richtung Göteborg.

Eine Woche zuvor lag an dieser Stelle noch Schnee.

Wir planten eine weitere Nacht auf einem Campingplatz in Göteborg, doch als wir nach 290km die Stadt erreichten, waren die Campingplätze entweder geschlossen oder entsprachen nicht unserer Vorstellung.
Richtig blöd war die Auskunft der Hotline eines Campingplatzbetreibers, der uns zu dem etwa 10km vom Fährhafen entfernten Campingplatz leitete, der jedoch gar nicht geöffnet hatte. Grrr, wir hatten keinen Bock mehr und riefen die Hotline der Stena Line an und fragten die Möglichkeit an, das Ticket auf den aktuellen Tag umzubuchen.

Jepp, das klappte, kostete aber extra.
Was solls, keine 1,5 Stunden später waren wir auf einer vollbesetzten Fähre in Richtung Frederikshavn unterwegs. Perfekt.

Am Abend in Frederikshafen angekommen, sahen wir uns kurz den Womo-Stellplatz in der Stadtmarina an, der uns jedoch nicht zusagte. Zum Glück konnten wir wieder auf dem Campingplatz bei Seaby einchecken und bekamen von dem sehr netten Betreiber, erneut den gleichen Platz wie auf der Hinfahrt zugewiesen.
Auch perfekt.

Unser Tag endete bei Pizza (aus dem Backofen der Stellar) und einem Bierchen dann doch noch versöhnlich.

Tag 12

Am Strand von Seaby

Nach dem Frühstück verlassen wir Seaby und fuhren kurzentschlossen weiter nördlich nach Skagen.

Skagen stand schon lange auf unserer Liste und weil wir ohnehin in der Nähe waren, wollten wir uns die Gelegenheit eines Besuches nicht entgehen lassen.
Und ja, Skagen ist wirklich so schön, wie es oft beschrieben wird. Dänemark at it’s best- kleine gelbe Fischerhäuschen mit bunten Türen und eine schöne Dünenlandschaft zeichnen diesen Ort aus.
Wir fuhren mit dem Gespann bis zum Ende des Ortes, an dem ein großer Parkplatz für Besucher der Dünen angelegt ist. Von dort aus ist es möglich zu der Stelle zu laufen, an der Nord- und Ostsee aufeinander treffen. Großartig.

Skagen-hier treffen Nord- und Ostsee direkt aufeinander.

Nach einem herrlichem Spaziergang bei “warmen” 5°C (wir waren ja etwas anderes gewöhnt), fuhren wir in die Stadt und kauften noch einige leckere Sachen für ein zweites Frühstück ein.
Dann hieß es Abschied nehmen und die vorletzte Etappe unserer Reise in Richtung Medelby aufzunehmen.

Die 400 zurück zu legenden Kilometer waren geprägt von Regen und heftigem Wind, der das Fahren zum Teil fragwürdig werden ließ. Die Pappschachtel mit großer Angriffsfläche am Haken ist bei starken Wind einfach furchtbar.
Damit meine ich nicht explizit die Stellar, sondern jede Pappschachtel.
Die Brummis mit ihren fetten 40 Tonnen und mehr fuhren unbeeindruckt an uns vorbei, während wir das Tempo deutlich reduzieren mussten.
Am Abend auf dem Campingplatz hörten wir im Radio, dass die Brücke bei Rendsburg für Fahrzeuge mit Anhänger und leere Brummis gesperrt wurde!

Tag 13

Unsere letze Etappe nach Hause eröffneten wir mit einem feudalen Frühstück und einem ausgiebigen Schwatz mit dem Betreiber des Campingplatzes Camping Mitte in Medelby.

In der Nacht legte sich der Sturm und es wurde recht ruhig in der Stellar.
Für den Tag wurde kein weiterer Sturm vorhergesagt, dafür Stau bei Hamburg.
Und dennoch wackelte der Wohni noch recht ordentlich, als wir unterwegs in Richtung Heimat waren und uns auf der A7 befanden.

Wie so oft, ist das letzte Stück langweilig und die Gedanken kreisen bereits um Aufgaben, die nichts mehr mit der Reise zu tun haben.

Die Norrlandreise war wunderbar. Wir haben unsere Komfortzone verlassen, um etwas Besonderes zu erleben und es im winterlichen Lappland gefunden.
Keine Frage, an der einen oder anderen Stelle hätte ich mich lieber in meiner Komfortzone befunden, aber das wäre längst nicht so unterhaltsam gewesen.