Ist ein Faltcaravan eine Alternative zum Wohnwagen oder Wohnmobil? Meine Erfahrungen mit diesen doch recht unterschiedlichen Campingkonzepten.
Vorab
Bevor ich meine Erfahrungen mit der jeweiligen Konzeption hier ausführe, möchte folgendes vorweg schicken: Ein konkreter Vergleich ist meiner Meinung nach nur eingeschränkt möglich, denn zu unterschiedlich sind die jeweiligen Vor- und Nachteile der Konzepte und am Ende des Tages, auch die der persönlichen Präferenzen. An einigen Stellen sind Überschneidungen der Konzepte zu erkennen, im Kern unterscheiden sich diese jedoch erheblich.
Wunschdenken versus Realität
Sie kennen das wahrscheinlich aus vielen anderen Bereichen: In der Vorstellung ist das Objekt der Begierde etwas ganz Tolles. Doch ist der Wunsch erst einmal erfüllt, stellt sich schnell Ernüchterung ein. Denn die Realität hat leider nichts mit unserem Wunschdenken am Hut und so wird aus Begeisterung im Handumdrehen Ernüchterung. Auch wer zuvor eifrig recherchiert, ist vor Fehlentscheidungen nicht geschützt. Es bleibt daher nur der Rat, vor dem Kauf die jeweiligen Konzepte auszuprobieren. Was dem einen Spaß bereitet, kann für den anderen der totale Reinfall bedeuten.
Feste Wände, viel Platz und Behaglichkeit: Große Wohnwagen bieten viel Wohnkomfort, sind auf Reisen jedoch umständlich im Handling.
Wohnwagen
Die Anschaffung eines Wohnwagens wird in der Regel von vielen Fragen begleitet. Wieviel Schlafplätze soll dieser bieten, wie hoch darf die Gesamtmasse für das Zugfahrzeug sein, welche Ausstattung und welcher Grundriss wäre sinnvoll? Über all diesen Fragen steht, zumindest bei den meisten von uns, das mögliche Budget.
Unsere Wohnwagen hatten verschiedene Grundrisse, Größen und Gewichte, die Größeren gaben das Zugfahrzeug und meist auch die Urlaubsroute vor.
Auf unseren Touren stellten wir fest, dass ein kompakter Wohnwagen Vorteile bei Pausen, auf Fähren und im Handling bietet. Doch was nützen diese Vorteile, wenn mehrere Personen unterzubringen sind? Mit den großen Wohnwagen verfolgten wir die Strategie, den Anhänger als Basis auf einem Campingplatz zu nutzen und die Umgebung mit dem PKW zu erkunden.
Das hohe Gewicht der großen Wohnwagen schlug sich jedoch auch auf den Kraftstoffverbrauch des Zugfahrzeugs nieder, daher gingen wir dazu über, Ziele in der näheren Umgebung anzusteuern.
Mit kleinen Wohnwagen ist man flott untwerwegs, Handling und Fahreigenschaften sind angenehmer als bei großen Wohnwagen.
Kompakte Wohnwagen
Weil uns das zu langweilig war, tauschten wir den großen Wohnwagen gegen einen deutlich kleineres Modell ein.
Mit dem kleineren Gespann war das “tingeln” wieder einfacher und auch das Handling angenehmer geworden. Mit dem leichteren Anhänger sanken zudem die Anforderungen an das Zugfahrzeug, auch wenn das Potenzial eines potenten PKWs von mir als angenehme Reserve empfunden wurde.
Doch unterm Strich fühlten wir uns selbst mit dem kleineren Wohnwagen und unserer Art zu Reisen, eher eingeschränkt. Daher fiel der Entschluss, den Wohnwagen zugunsten eines Faltcaravans abzugeben.
Merkmale eines Wohnwagens
PRO Wohnwagen
Sehr guter Wohnkomfort
Ideale Basis zum Erkunden einer Umgebung
Zu jeder Jahreszeit einsetzbar
Geringe Kosten für Wartung, Steuer und Versicherung
Contra Wohnwagen
Wohnanhänger benötigt geeignetes Zugfahrzeug
Relativ hoher Pflegebedarf
Es wird ein Stellplatz von großer Fläche benötigt
Erheblich erhöhter Kraftstoffverbrauch beim Zugfahrzeug
Höhere Materialbelastung beim Zugfahrzeug
Negativer Einfluss auf das Fahrverhalten und den Fahrkomfort des Zugfahrzeugs
Rüstzeit für Auf- und Abbau
Hohe Kapitalbindung
Nur eingeschränkt zum tingeln geeignet
Mit dem Wohnmobil unterwegs in Kroatien und Slowenien.
Wohnmobil
Wir hatten verschiedene Wohnmobile gemietet, konnten aber auch einige unser Eigen nennen. Unsere eigenen “Womos” waren jedoch “nur” Bullis und ausgebaute Kastenwagen, von daher nicht wirklich mit einem waschechten Wohnmobil vergleichbar.
Die Bullis waren großartig und auch der Kastenwagen, ein Seat Inka von 1996, erfüllte seinen Zweck als Schlaf- und Kochgelegenheit, mit Bravur. Doch alles hat seine Zeit und die Ansprüche ändern sich nicht selten mit dem Älter werden.
Wir waren zuletzt im Herbst 2021 mit einem Wohnmobil in Kroatien und Slowenien unterwegs, daher sind unsere Eindrücke zu diesem Campingkonzept noch recht aktuell. Wir konnten einige Überschneidungen zum Wohnwagen ausmachen und sowohl Vor- , als auch Nachteile der jeweiligen Konzepte vergleichen.
Das Wohnmobil hatte nicht den Wohnkomfort unserer Wohnwagen, dafür war es kompakter. Den Fahrkomfort empfanden wir als mäßig, Sitzposition und Geräuschkulisse konnten uns nicht überzeugen. Der Kraftstoffverbrauch war, bei gleicher Geschwindigkeit, etwas geringer als beim Gespann aus PKW und Wohnwagen. Dieser Vorteil hob sich jedoch oft wieder auf, weil das Womo zum schnelleren Fahren verleitete. Vorteilhaft war die kurze Rüstzeit der Wohnmobile und die meist autarke Ausstattung.
Merkmale eines Wohnmobils
Contra Wohnmobil:
Hohe Anschaffungskosten
Hohe Kosten für Wartung, Steuern und Versicherung
Hoher Pflegeaufwand
Hoher Kraftstoffverbrauch
Eingeschränkte Mobilität bei längeren Aufenthalten
Geringerer Wohnkomfort als im Wohnwagen
Schlechterer Fahrkomfort als im PKW
Pro Wohnmobil:
Kurze Rüstzeit für Auf- und Abbau
Stellplatzverfügbarkeit
Autark
Gute Reichweite
Gute Unterbringungsmöglichkeiten von Fahrrädern und kleineren Freizeitequipments
Günstiger auf Fähren
Bis 3,5t höhere Geschwindigkeit möglich
Auch beim Wohnmobil gilt: Nichts ist absolut und die Übergänge zum anderen Konzept sind teilweise fließend. Ein kürzeres Wohnmobil ist wendiger, Fahrräder erhöhen die Flexibilität vor Ort, ein breiterer Aufbau erhöht den Wohnkomfort und so weiter. Die größten Nachteile eines Wohnmobils sind die untrennbare Kopplung mit dem Antrieb und der hohe Anschaffungspreis.
Ein Zeltanhänger verkörpert das Campinggefühl wie kaum ein anderes Konzept.
Zeltanhänger
Kommen wir zum Zeltanhänger, bei dem ein Zelt fest auf einem Anhänger montiert ist. Wir hatten bereits Erfahrungen mit Zweien davon, als wir uns aktuell wieder für einen Weiteren entschieden.
Von Camplet aus Dänemark und Comnache aus Spanien kamen die Vorherigen, nun ist es ein Modell von Combi Camp geworden.
Die Entscheidung dazu fiel im letzten Jahr auf unserer Tour mit einem geliehenen Faltcaravan von Combi Camp, der unseren Reisegewohnheiten entgegen kam. Kompakt, leicht, kaum Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch und eine hohe Reisegeschwindigkeit überzeugten uns schon nach kürzester Zeit. Der Umstand, dass ein Combi Camp schnell aufgebaut ist, kam uns auf unseren kurzen Stopps entgegen. Ja, viele Hersteller schreiben das ihr Produkt schnell aufgebaut ist, die Aufbauzeit ist ja auch relativ, doch ein Combi Camp ist tatsächlich in nur fünf Minuten aufgebaut. Das empfinde ich als schnell. Was jedoch mehr Zeit benötigt ist der Aufbau des optionalen Vorzelts. Doch egal um welches Konzept es sich auch handelt: Der Aufbau eines Vorzelts ist immer mit Mühen verbunden.
Auch in einem Zeltanhänger kann es sehr behaglich sein.
Hochwertige Zeltanhänger bieten guten Komfort
Die Küche ist auch unterwegs gut erreichbar, Kaffe kochen und Schnittchen schmieren ist daher stets möglich. Und damit Wurst, Käse oder Aufstrich während der Fahrt nicht verderben, bietet der Combi Camp Küchenblock auch einen kleinen Kühlschrank
Merkmale eines Faltcaravans
Pro Zeltanhänger
Relativ interessanter Anschaffungspreis
Geringe Kosten für Wartung, Steuer und Versicherung
Führerscheinklasse B
Geringes Gewicht
Kompakt
Geringer Stellplatzbedarf
Kaum Auswirkungen auf das Fahrverhalten und den Fahrkomfort
Gute Unterbringungsmöglichkeiten für sperriges Freizeitequipment
Contra Zeltanhänger
Eher nur in den Sommermonaten einsetzbar
Kein Bad
Bietet bei widrigen Wetterumständen weniger Schutz als ein Wohnwagen oder Wohnmobil
Küche nur überdacht, wenn ein zusätzliches Dach montiert wird
Reisen mit dem Zeltanhänger ist angenehm unkompliziert
Fazit
Aus unsereren Erfahrungen heraus haben wir uns in der Hauptsaison für das Campen mit einem Faltcaravan entschieden, in der Nebensaison und im Winter nutzen wir Hotels, B&Bs, schlafen im Bulli oder mieten uns ein Ferienhaus.
Der zeitliche Aufwand für die Instandhaltung und Pflege eines Wohnwagens waren uns zu aufwändig. Das Verhältnis aus Nutzung und Standzeit des Wohnwagens kippte mehr und mehr in Richtung Standzeit, darüber hinaus behagte uns weder der erhöhte Kraftstoffverbrauch beim Zugfahrzeug, noch die eingeschränkte Flexibilität auf fernen Touren. Kleine Straßen in Irland mit einem Wohnwagengespann oder einem Wohnmobil zu befahren, machen nicht wirklich Freude. Ein Wohnmobil entspricht nicht unseren Vorstellungen von Campingreisen, dazu addiert sich der Nachteil des fest verbundenen Antriebkonzepts. Sicher, neben einem Wohnmobil könnte noch ein PKW angeschafft werden, aber das würde dann nicht mehr unserer Philosophie des umweltverträglichen Handelns entsprechen.
Zum Schluss noch ein Argument für einen Faltcaravan, das nicht rational erfassbar ist: Der Spaß am Outdoor-Feeling. Dieses Gefühl hat für uns einen höheren Stellenwert, als die Vorzüge, die uns ein Wohnwagen oder Wohnmobil bieten würden. Auch ein Zeltanhänger transportiert den Schuss Abenteuer, der das Zelten von je her begleitet.