Der Lunar Terrier ist ein kompakter Camper Van auf Basis des Ford Tourneo und mit allem ausgestattet, was sich das Camperherz wünscht. Ich habe diesen feinen Bus auf einer Städtetour nach Berlin mitgenommen und ihn auf Herz und Nieren prüfen können.
Der Lunar Terrier in Potsdam vor dem Schloss Sans Souci
Ich saß schon seit einigen Stunden hinter dem Steuer des Lunar Terrier Campervans, als sich bei mir wieder das altbekannte Gefühl einstellte, welches ich in der Vergangenheit so sehr in meinen Bullis genossen habe. Das Gefühl in einem Gleiter unterwegs zu sein und die Umwelt durch die große Frontscheibe wahrzunehmen, war für mich jedesmal ein besonderes Erlebnis.
Doch die Zeiten haben sich geändert und die Gleiter der Gegenwart haben, statt eines mickrigen 50PS Benziners oder eines vermeintlich starken 70PS Turbo Diesels, nun Selbstzünder mit satten 130PS und 350Nm Drehmoment oder gar noch mehr Leistung. Dazu später mehr.
Stellplatz in Berlin Tegel: Ab 6 Uhr starten auf dem nahe gelegenem Flugplatz die Maschinen!
Wir hatten den Lunar Terrier auf einem Kurztrip nach Berlin mit und konnten dem Fahrverhalten des Busses auf einer Strecke von 1200km und der Ausstattung während zweier Nächte auf den Zahn fühlen.
Das Basisfahrzeug
Der Lunar Terrier ist mit 4,97m sehr kompakt
Der Lunar Terrier basiert entweder auf dem Ford Transit Custom, auf dem Toyota Proace (baugleich mit dem Citroen oder Peugeot), oder einem VW Bus T6.
Das mir zur Verfügung gestellte Fahrzeug basierte auf dem Ford Transit Custom, der eine Gesamtlänge von 4,97m, eine Höhe von 2,08m und eine Breite von 2,27m hat. Das sind sehr kompakte Maße für einen Campervan und entspricht etwa der Länge eines BMW Kombi der 5er Reihe. Die Masse im fahrfertigen Zustand wird mit 2500kg angegeben, die zulässige Gesamtmasse beträgt 3100kg.
Angetrieben wird der Ford von einem Dieselmotor mit 130PS Leistung und 350Nm Drehmoment.
Der Terrier auf Ford-Basis hat eine flotte Figur
Der Ausbau
Schrankwand 2.0
Der Ausbau erfolgt durch die Firma Wellhouse im nordenglischen Yorkshire (sie wissen schon-der Doktor und das liebe Vieh), die seit 2017 zu Lunar gehören. Die Verarbeitung wirkt solide und routiniert gemacht, die Oberflächen erscheinen, auch dank der Hochglanzoptik und der Push-Locks in Chrom, hochwertig und nobel. Das feine Holzdesign unterstreicht den gediegenen Eindruck, den der Terrier als Freizeit- und Businessfahrzeug vermitteln möchte.
Zweiflammenkocher plus Spühle. Sowohl Frischwassertank, als auch Abwassertank sind unter dem Fahrzeug angebracht.
Die Küchenzeile besteht aus einem Zweiflammenherd, einer Spüle mit Wasserhahn und einem 42l Kompressor Kühlschrank. Ver- und entsorgt wird über Unterflurtanks für Frisch- und Abwasser mit jeweils 40l Fassungsvermögen, welche mittig im Fahrzeug untergebracht sind.
Stauraum satt in der Küche, die Toilette ist neben dem Kühlschrank untergebracht. Alles ist im Sitzen erreichbar!
Die Schränke nehmen die gesamte linke Seite des Fahrzeugs ein und bieten erstaunlich viel Stauraum für Wäsche, Kochgeschirr und Vorrat. Selbst eine kleine Toilette wurde in der Schrankwand untergebracht, die gleich neben dem Kühlschrank ihren Platz hat. Leider versperrt das Bett die Tür zum Klo, wenn dies für die Nacht ausgeklappt ist. Schade.
Das Bett ist ausreichend lang und auch für zwei Personen noch breit genug.
Das Bett ist blitzschnell aus der hinteren Sitzbank erstellt, die Aktion bedarf nur zwei Handgriffen. Dabei werden die konturierten Sitzflächen nach unten verfrachtet und die glatten Schlafflächen nach oben gedreht. Dies kommt zum einen dem Schlafkomfort entgegen und zum anderen ist diese Anordnung hygienischer, als auf den Oberflächen der Sitzbank zu nächtigen.
Wir haben die Schlaffläche zusätzlich mit den Duvalay Auflagen mit angenehtem Schlafsack versehen und überraschend bequem geschlafen. Prima.
Für kurze Pausen mit kleinem Imbiss ist der kleine Tisch ideal. Auch zum Arbeiten am Laptop ist der Tisch eine tolle Sache.
Die vorderen Sitze können nach hinten gedreht werden, ein kleiner Tisch, dessen Gestell an der B-Säule zum Ausgang hin befestigt ist, komplettiert das Arrangement für die kurze Rast.
Da passt was rein: Koffer nach unten, Bettauflagen nach oben.
Hinter der nach oben zu öffnenden Heckklappe befindet sich der Zugang zur Gasflasche, ein weiteres Staufach und das ergänzende Stück Liegefläche. Das Stück Liegefläche teilt den hinteren Bereich entweder in oben und unten ein, oder stellt, nach dem sie hochgeklappt wurde, einen großen Stauraum zur Verfügung. Ein ordentlich groß dimensionierter Tisch wurde platzsparend unter dem Liegestück untergebracht. Die gesamte hintere Sitzbank kann über das im Boden angebrachte Schienensystem nach vorn verschoben werden und so in einen großen Staubereich verwandeln. Klasse.
Die Heizung kommt von Eberspächer und wird praktischerweise aus dem Dieselvorrat für den Motor versorgt. Diese Heizung erfüllte ihren Job zu unserer vollsten Zufriedenheit, selbst bei frischen 2°C und hochgestelltem Dach. Es war mollig warm im Bus und vermutlich hätten auch tiefere Temperaturen daran nichts geändert.
Das Dach ermöglicht volle Stehhöhe von der Mitte bis zum Heck.
Zu guter letzt ein Wort zum Dach: Dies wird in Deutschland bei SCS hergestellt und kann nach der Endsicherung einfach nach oben aufgestellt werden. Anders als den früheren Bullis, wird bei den gegenwärtigen Dächern der gesamte Bereich von der Mitte bis zum Heck mit Stehhöhe versehen. Das sorgt nicht nur für mehr Komfort, sondern erzeugt auch ein tolles Raumgefühl.
Das Dach erzeugt ab 110km/h Windgeräusche, aber Raumgleiter sind ohnehin etwas lauter, als normale PKWs.
Rauchmelder und Gaswarner sind Serie
Fahrgefühl und Fahrverhalten
Der Ford hat unter 1500 Umdrehungen deutlich Schwierigkeiten aus den Puschen zu kommen. Ab dieser Drehzahl legt er jedoch ordentlich los, dennoch mag er hohe Drehzahlen nicht. Wechselnde Drehzahlen sind ebenfalls nicht nach seinem Geschmack, am wohlsten fühlt sich dieser Motor bei konstanten Bedingungen, wie sie zum Beispiel auf der Autobahn vorkommen. Bei konstant 130km/h begnügte sich der Terrier mit etwa 8,5l Kraftstoff laut Bordcomputer. Das ist ein guter Wert, in Anbetracht des Gewichtes und der großen Stirnfläche des Fahrzeugs.
Die einzelnen Gangstufen sind recht lang übersetzt und die Drehzahl fällt beim Gangwechsel häufig in den ungünstigen Drehzahlbereich unter 1500 Umdrehungen.
Schwung mitnehmen, um diese Schwäche zu umgehen, wäre grundsätzlich möglich, aber der hohe Schwerpunkt und all die Utensilien an Bord, verbieten eine allzu sportliche Gangart. Dafür sind solche Fahrzeuge auch nicht gemacht, auch wenn die kleinen Busse im Vergleich zu einem ausgewachsenen Wohnmobil, sportlich erscheinen.
Kurze Rast an der ehemaligen Grenze
Mein Fazit
Die „Bulliklasse“ ist nach wie vor toll für Paare oder Alleinreisende, die ein kompaktes Fahrzeug mit voller Camping-Ausstattung wünschen. Die Reisegeschwindigkeit ist hoch und der Energieverbrauch relativ niedrig. Der Lunar ist darüber hinaus sehr flexibel und reichhaltig ausgestattet, das Reisen mit ihm macht Spaß. Die kompakten Maße prädestinieren das Fahrzeug für Städtereisen, denn es kann auf jedem normalen Parkplatz abgestellt werden.
Als Basisfahrzeug würde ich mir jedoch einen VW Bus wünschen, denn der wäre dann mein vierter VW Bulli :-)
