Zu Besuch bei Kabe in Tenhult
Die Freizeitfahrzeuge des schwedischen Herstellers Kabe gelten als uneingeschränkt wintertauglich, handwerklich solide und hoch komfortabel. Darüber hinaus stehen sie für hervorragendes schwedisches Design, das das skandinavische Lebensgefühl auf die Eigner zu übertragen vermag. So viel Zustimmung und Zufriedenheit machen mich neugierig auf die Hintergründe, die zu solch einem beachtenswerten Ansehen führen. Ich bat Kabe daher um eine persönliche Besichtigung des Werks in Tenhult und wurde daraufhin eingeladen, die Produktion zu besichtigen.
Die Produktion in Schritten
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Blech
Seitenwandproduktion
Bodenisolierung
Montage der Gasleitungen
Dieser gut gelaunte Mitarbeiter ließ sich dabei fotografieren, wie er Gasleitungen auf dem Unterboden montiert. Der Holzboden eines Kabes ist mit einer Imprägnierung versehen, durch die Feuchtigkeit diffundieren kann. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Versiegelung des Bodens vorzeitige Feuchtigkeitsschäden verursachen kann.
Bodenbelag mit Feuchtigkeitssperre
Auf dem Foto ist die Bodenplatte eines Kabes abgebildet, die bereits im frühen Stadium mit einem Bodenbelag aus PVC versehen wurde. Die schmale Stoffumrandung hindert Feuchtigkeit daran, unter den Bodenbelag zu gelangen! Hier zeigt sich, wieviel Erfahrung und Detailliebe Kabe in die Fahrzeuge einfließen lässt.
Lagerhalle für die Halbzeuge
Chassis
Rohbau
Basisinstallation
Wie bei sorgfältigen Handwerkern üblich, wird der Bodenbelag zunächst mit einer Folie vor Schäden geschützt. In diesem Bauabschnitt ist die Heizung (rechts) bereits installiert ebenso die Heizkörper und Zuleitungen sowie deren elektrische Anschlüsse.
Vorn und hinten sind die Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von ca. 40 Litern zu sehen. Die Aufteilung ist geschickt, weil dadurch die Last während der Fahrt gut austariert ist.
Ein sehr interessantes Bauteil ist die Polystyrolabdeckung der Radhäuser, welche Kältebrücken an den Radkästen verhindert.
Ganz vorne rechts sind der Spannungswandler und die Sicherungen mit Fi-Schalter zu erkennen.
Einbauten
Rückwand
Ersatzteillager
Oberschränke mit Hinterlüftung
Bugverkleidung
Das Formteil der Frontverkleidung muss nach der Montage mit Zwingen und Klebeband fixiert werden, damit die Dichtmasse abbinden kann.
Die Bugverkleidung besteht aus einem Stück und wird ebenso die Heckverkleidung aus ABS-Kunststoff gefertigt. Wichtiger Hinweis: Alkoholhaltige Reiniger, wozu auch die Winterzusätze der Scheibenreinigungsanlage zählen, greifen die Oberfläche des Kunststoffes an. Reiniger auf Alkoholbasis können zu Rissen im Kunststoff führen!
Heck
Schreinerei
Qualitätssicherung
Der Ort Tenhult
Der Ort Tenhult ist nur wenige Kilometer von der Stadt Jönköping entfernt und liegt inmitten einer wunderschönen Landschaft. Der Ort selbst ist nicht sonderlich groß, aber für seine Größe bemerkenswert geschäftig. Hier haben sich zahlreiche Betriebe angesiedelt, ein Betrieb jedoch ragt unübersehbar heraus: der des Freizeitfahrzeugherstellers Kabe.
Gleich zwei Standorte konnte ich ausmachen, aber in welchen bin ich verabredet? Etwas ratlos wandte ich dem Gebäudekomplex zu, der mir wie die Produktionsstätte für die Wohnwagen erschien. Ich lag richtig und wurde sogleich von einem sehr freundlichen Mitarbeiter empfangen.
Die Tour durch die Produktion
Unsere Tour doch die Kabe Wohnwagenproduktion begann in der Halle, in der die Seitenwände vorgefertigt werden. Dort sah ich aufgerolltes Aluminiumblech, welches bereits mit einem Dekor versehen war. Es wird ausgerollt, geschnitten und mit einem Rahmen aus Kunststoff und lediglich einer Holzleiste versehen. Die Wände eines Kabes sind daher weitestgehend holzfrei. Und damit ist das Prinzip der Produktion bereits erwähnt: Die Komponenten eines Kabe Wohnwagens werden in bestimmten Bereichen des Werks vorgefertigt und anschließend in einem U-förmigen Produktionslauf zusammengebaut. Die Produktion ist perfekt durchorganisiert und stets Modellgebunden. Die perfekte Organisation zeigt auch in Details wie der doppelten Bevorratung von Einbauteilen und Hilfsmitteln, die einer japanischen Produktionsphilosophie folgen. Sobald ein Fach entleert ist, rutscht eine gefüllte Einheit nach, der leere Platz wird umgehend durch eine gefüllte Einheit ersetzt: Kanban!
Von Hektik keine Spur
Trotz der durchgetakteten Arbeitsabläufe ist von Hektik in der Produktion nichts zu spüren. Als ich dies anmerkte, bekam ich prompt die Antwort darauf: „Hektik kennen wir hier nicht, wir sind schließlich in Schweden“. Diese Ruhe scheinen die Monteure bei Kabe darauf zu verwenden, höchste Sorgfalt walten zu lassen. Ich war schlicht beeindruckt, mit welcher Hingabe selbst kleinsten Details Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch wenn die Produktion eines Kabe Wohnwagens nach dem Vorbild großer Automobilhersteller zu erfolgen scheint, können die Maßstäbe solcher Produktionsstätten nicht mit denen von Kabe verglichen werden. Denn der Bau eines Wohnwagens ähnelt eher dem eines Hauses, als einer automobilen Massenproduktion.
Erfahrende Handwerker und hohe Qualitätssicherungsstandards
Geschickte Handwerker mit Erfahrung sind bei der Fertigung eines Wohnwagens gefragt. Der Bau eines Kabe Wohnwagens gleicht eher einer Manufaktur, in der selbst individuelle Kundenwünsche berücksichtigt werden können. Diese Haltung schlägt sich letztlich in gediegenen und langlebigen Produkten nieder, welche den Eignern das gute Gefühl von hoher Qualität vermitteln. Für den Fall, dass dennoch ein Fehler in der Produktion entstanden sein sollte, führt Kabe eine mehr als sorgfältige Endkontrolle durch, welche vor jeder Auslieferung stattfindet. Dieser Kontrolle liegt eine aufwändige Prüfdokumentation zu Grunde, anhand derer Fehler aufgespürt und sogleich behoben werden können.
Mein Eindruck von Kabe
Ich war mir nach der Besichtigung des Kabe-Werks sicher, dass die hohe Kundenzufriedenheit unter den Kabe-Eignern kein Zufall ist. Diesen Eindruck bestätigt auch eine Begegnung, welche ich auf der Rückfahrt während einer Zwischenübernachtung in Dänemark gemacht habe. Dort stand ich in der Gemeinschaftsküche eines Campingplatzes und haderte mit der Herdplatte. Ein älteres Ehepaar aus Dänemark beobachtete meine Ungeschicktheit und eilte mir zur Hilfe. Gemeinsam fanden wir eine Lösung und kamen miteinander ins Gespräch. Sie fragten mich nach dem Grund meines Aufenthalts und ich erzählte ihnen von meinem Besuch bei Kabe. Sie hörten gespannt zu und nickten zustimmend. Ich fragte schließlich, ob sie Kabe kennen würden und erhielt diese Antwort: „Wir haben einen Kabe. Wir hatten schon viele Wohnwagen, aber der ist der Beste.“
AH