Wie verbringt man die Zeit des Wartens auf den neuen Wohnwagen am besten? Mit Reisen natürlich. Zum Beispiel mit einer Radtour über vier Tage von Haltern am See bis nach Greetsil an der Nordseeküste. Wir haben das gemacht und trotz Corona-Einschränkungen viel Spaß dabei gehabt.

Eine mehrtägige Radreise stand schon länger auf unserer Wunschliste, nun ergab sich endlich die Gelegenheit, den Wunsch zu erfüllen. Damit diese Tour nicht im Desaster endet, hatten wir uns im Vorfeld intensiv über Radwege erkundigt, welche unseren Ansprüchen an Wegstrecke, Erreichbarkeit und Infrastruktur am ehesten gerecht werden. Heraus kam der Emsradweg, der recht gut zu unseren Vorstellungen passte.

Als Startpunkt wählten wir jedoch nicht die Emsquelle, sondern Haltern am See im Münsterland. Dieser Ort ist vom Ruhrgebiet aus gut zu erreichen und die Wegstrecke durch das Münsterland erschien uns ebenso reizvoll, wie das erste Teilstück des Emsradweges, welches wir dafür ausließen.

Radtour von Haltern nach Greetsil, hier bei Billerbeck

Das Hügelland der Baumberge im Münsterland

Erstes Etappenziel sollte die am Emsradweg gelegene Stadt Rheine, in der uns ein ehemaliges Kloster als Herberge diente, sein. Die Route dorthin planten wir mit dem Routenplaner der Website “Münsterlandtourismus”, welcher uns einen wunderschönen Weg durch das Münsterland aufzeigte. Er führte durch Wälder, über Wirtschaftswege und sogar über eine stillgelegte Bahntrasse, die fünfunddreißig der insgesamt fünfundneunzig Kilometer der ersten Etappe in Anspruch nahm. Das Teilstück über die Baumberge bei Billerbeck hat uns dabei besonders gut gefallen. Auch die zahlreichen Angebote zur Stärkung von Leib und Seele durch Gutshöfe und Gastronomie, nahmen wir gern an.
Die GPX-Daten der ersten Etappe sind zum Download am Ende des Beitrags angefügt.

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Navigation

Wir hatten uns für die Tour ein Fahrradnavi von Garmin gegönnt. Die Daten der Tour wurden zuvor am heimischen Computer auf das Navi übertragen. Obwohl wir im Vorfeld mit dem Navi übten, stellte es uns am Anfang der Tour vor große Probleme. Denn das Navi zeigte den Weg nicht aktiv an, sondern lediglich, ob man als Fahrer auf der Route war, oder abweichte. Stellte das Navi eine Abweichung fest, erklang zwar ein Piepton, aber leider kein Richtungshinweis. Wir gewöhnten uns jedoch an diese Eigenart des Gerätes und kamen von diesem Zeitpunkt an gut damit zurecht.

Radtour von Haltern nach Grretsil, Landschaft bei Rheine

Morgentliche Romantik im Emsland

Tag 2 der Radtour

Tag zwei der Tour führte uns von Rheine nach Haren an der Ems. Nach einem ausgezeichneten Frühstück innerhalb der alten Gemäuer des ehemaligen Klosters Bentlage, nahmen wir die Fahrt in aller Früh, bei Nebel und recht frischen Temperaturen, auf.

Doch die Sonne durchdrang den Nebel noch im Laufe des frühen Vormittags und die Temperatur stieg schnell in radfahrerfreundliche Regionen. Der Radweg führte nicht ausschließlich an der Ems entlang, sondern vielfach über Wirtschaftswege und durch Wälder. Bevor wir am Abend schließlich Haren erreichten, durchquerten wir zuvor Städte wie Salzbergen, Emsbüren, Lingen, Geeste und Meppen. Das Teilstück um Lingen herum empfanden wir weniger reizvoll, weil es an viel Industrie und an einem Kernkraftwerk vorbei führte. Das Teilstück davor und wieder ab Meppen waren dafür umso schöner.

Tag 3

Tag drei der Reise sollte eine lange Etappe über 98 Kilometer von Haren bis Leer werden, die wir wieder bei bestem Wetter antreten konnten.
Wir packten Proviant und Wasser für die Tour ein, denn ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist unterwegs ebenso wichtig, wie kleinere Mahlzeiten, die einen “Hungerast” vermeiden helfen.
Dieses Teilstück des Emslandradwegs war landschaftlich besonders schön und es stellte sich bei uns immer mehr das Gefühl ein, dem Meer nicht mehr weit entfernt zu sein. Das Meer als Ziel war übrigens eine der Voraussetzungen, welches uns ein Fernradweg bieten musste.

Radtour von Haltern nach Greetsil, Ditzum an der Ems

Ditzum

Der Weg bis Papenburg

Bis Papenburg stießen wir nur auf kleinere Ortschaften. In Lathen, zum Beispiel, konnten wir im Ortskern an einem Brunnen pausieren. Papenburg war uns zwar aus vorherigen Besuchen bekannt, doch vom Radweg aus erscheint eine Stadt irgendwie fremdartig. Die Mayerwerft lag direkt am Radweg und auch dieses Mal hielten wir dort gern für ein kurzes Päuschen an. Hier führte aus die Umleitung des Radweges über eine Baustelle und eine provisorische Brücke, welche zu Fuß überquert werden musste.

Coronatest und Brötchen

In Papenburg selbst nahmen wir die Gelegenheit zum Coronatest und zur Stärkung wahr, denn bis Leer waren es noch gut 20 Kilometer. Leider hatten wir die Schilder des Emslandradweges kurz vor der Innenstadt Papenburgs übersehen und die Route verlassen. Nun, ich muss an dieser Stelle wohl kaum erwähnen, dass das einige Extrakilometer mit Irrfahrten zur Folge hatte. Das hatte Auswirkungen auf unser Gemüt, denn bereits vor Pappenburg, hatten wir schon einmal das Schild des Radweges übersehen. All in all hatte uns die Verfahrerei bei Papenburg etwa 10 Extrakilometer eingebrockt.Grrr.

Hilfe durch Einheimische

Ein netter Herr, der uns ratlos an einer Kreuzung erspähte, gab uns den Tipp, auf der rechten Seite der Ems bis Leer zu fahren, um nicht noch weitere unnötige Kilometer im Sattel verbringen zu müssen. Wir nahmen den Vorschlag dankend an und zu unserer Freude stellte dieser eine schöne Alternative dar. Danke.

Wir erreichten am Abend schließlich die schöne Stadt Leer, die zu diesem Zeitpunkt gut besucht war. Die Zimmersuche gestaltete sich schwierig, doch wir hatten Glück und ergatterten ein tolles Zimmer mit Blick auf den Hafen im Hotel Hafenspeicher.  Leer selbst zeigte sich einladend und quicklebendig. Wir ließen uns von der fröhlichen Stimmung mitreißen und genossen einen filmreifen Sonnenuntergang an der Promenade des Hafens.

Radtour von Haltern nach Greetsil, Leer Altstadt

Leer

Letzte Etappe zum Emsradweg

Die letzte Etappe, die von Leer nach Emden führte, sollte mit 60 Kilometern eigentlich die Kürzeste werden, doch wir entschieden uns dazu, das Ende der Tour nach Greetsil zu verlegen.
Immer am Deich der Ems entlang führte uns der erste Abschnitt der letzten Etappe zunächst nach Ditzum. Ditzum ist ein hübscher kleiner Ort mit altem Ortskern und Hafen.

Fähre über die Ems nach Emden

Von hier aus verkehrt eine kleine Fähre zwischen den Ufern der Ems, welche an dieser Stelle bereits eine beachtliche Breite hat. Zunächst hatten wir das mit der Fähre und dem Emsradweg nicht in Zusammenhang gebracht, aber als wir im Hafen mehrfach das Routenschild umfuhren, wurde auch uns klar, dass der Weg auf der anderen Seite weiterführte.
Die Fähre hatte bereits abgelegt, als uns der Fährmann entdeckte und extra für uns wieder zurückkam. Das war wirklich cool, aber dafür durften wir uns die unterschiedlichsten Kommentare der anderen Fährgäste anhören. Naja, die Kommentare waren durchweg lustig und wir nahmen es gelassen.

Die letzen Kilometer zum Start-/Endpunkt des Emsradweges wurden immer noch bei bestem Wetter absolviert. Ein wenig stolz machten wir schließlich ein Selfi am Zielpunkt. Wehmütig sahen wir zum Borkumkai herüber, an dem zu diesem Zeitpunkt geschäftiges Treiben mit Fährgästen zu beobachten war. Es war der Tag vor Fronleichnam und Urlaub auf den Inseln wieder möglich. Borkum wäre als Ziel toll gewesen, vielleicht sogar noch ein paar Tage drangehängt? Wir fuhren weiter, genossen unsere letzten 30 Kilometer, erst quer durch das Inland, dann, immer auf das Meer blickend, am Deich entlang.

Die Ems bei Ditzum

Die Ems bei Ditzum

Tourdaten

Wir sind insgesamt 375 Kilometer in vier Tagen gefahren, das entspricht durchschnittlich 94 Kilometer pro Tag. Wir unternahmen die Tour mit unseren Pedelecs, die bereits über 6000 Kilometer auf der Uhr hatten und mit Akkus von 500 Wattstunden ausgestattet sind. Wir wählten hauptsächlich die niedrigste Unterstützungsstufe, dadurch hatten wir eine theoretische Reichweite von 130 bis 150 Kilometern. Nur an starken Steigungen, bei heftigem Gegenwind und auf den letzten Kilometern der jeweiligen Etappen, wählten wir die nächst höhere Stufe. Am Ende einer Etappe hatten wir im Durchschnitt 30-40% Restkapazität.

Die Unterkünfte hatten wir, bis auf die Erste, nicht vorgebucht. Stattdessen hatten wir uns im Vorfeld Notizen zu Unterkünften im jeweiligen Zielbereich gemacht. So konnten wir tagesaktuell entscheiden, wie weit gefahren werden sollte und was unser Zielort war. Diese Taktik war im Nachhinein gesehen richtig, denn wir hätten weder weniger, noch mehr Kilometer pro Tag fahren wollen. Dass wir jeden Tag diese Entfernungen fuhren, hatten wir vorher zwar geahnt, aber nicht gewusst.

Wir hatten bewusst auf Camping verzichtet, denn zum Einen waren die Umstände durch Corona zu unsicher und zum Anderen war uns der Aufwand zu groß. Darüber hinaus ist es wirklich angenehm, am Ende einer Etappe, ein Zimmer mit Dusche zu beziehen.

Radtour von Haltern nach Greetsil, Kernkraftwerk Lingen

Kraftwerk in Lingen

Der Emsradweg

Der Emsradweg führt zum großen Teil über Wirtschaftswege und Wälder, aber natürlich auch an der Ems entlang. Im Norden, in der Höhe von Papenburg, führt der Weg unterhalb eines Deichs entlang. In Lingen und Papenburg ist die Beschilderung des Weges teils schlecht platziert oder erst gar nicht vorhanden. Das bemängelten auch andere Radreisende, die wir unterwegs trafen. Manche Abschnitte erschienen uns etwas langweilig, beziehungsweise langwierig, in Meppen kürzten wir den Weg daher ab.

Zur Navigation verwendeten ein Fahrradnavi von Garmin, auf das wir die GPS-Daten vom PC übertrugen. Von Haltern bis Rheine war uns das Navi eine echte Hilfe, danach hätten wir die Tour auch ohne Hilfe geschafft. Ein Problem auf der Tour waren die vielen Insekten und Raupen, die uns die Fahrt erschwerten. An vielen Baumreihen wurde vor dem Eichenprozessionsspinner gewarnt, auf den wir jedoch nicht trafen.

Wenn Sie, wie wir, schon immer Lust verspürten eine Radreise zu unternehmen, dann ist der Emsradweg unserer Meinung nach, ein guter Einstieg. Fortsetzung folgt :-)